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9 Tipps für nachhaltiges Mountainbiken

Mountainbike auf einem Trail

Du musstest dir schon oft anhören, dass Mountainbikerinnen die Wege kaputt machen oder Wildtiere aufschrecken? Damit du solchen Anschuldigungen nicht ohne Argumente ausgesetzt bist, haben wir dir die neuesten Studienergebnisse zu den Auswirkungen von Mountainbiken auf die Natur zusammengefasst – und neun Tipps für nachhaltiges Biken obendrauf gepackt.

„Sie wissen schon, dass Sie hier nicht fahren dürfen!“: Diesen Satz habe ich bisher nicht nur einmal gehört, wenn ich mit meinem Mountainbike unterwegs war. Entgegne ich dann, dass beispielsweise in Bayern das „Fahren auf geeigneten Wegen“ erlaubt ist, wird mir direkt vorgehalten, dass das sicher kein geeigneter Weg sei und dass ich obendrein die Wege mit meinem Fahrrad kaputt mache.

Aber stimmt das? Machen Mountainbikerinnen und Mountainbiker automatisch die Wege kaputt – allein durch ihre Anwesenheit? Stören sie Wildtiere mehr als andere Waldnutzer und tragen sie zu vermehrter Bodenerosion bei?

Auswirkungen von Mountainbiken und Wandern auf die Natur

Immer mehr Studien befassen sich mit genau dieser Fragestellung oder damit, inwieweit Outdoorsportler und Bergsportlerinnen generell Einfluss auf die sensiblen Bergökosysteme und die Natur nehmen. Legen wir hier allein den Fokus aufs Mountainbiken, so können wir in erster Linie feststellen, dass es – ähnlich wie beim Wandern – ein wegegebundener Sport ist. Einer Studie aus 2001 zufolge ist die Anlage eben dieses Weges der schwerwiegendste Eingriff in die Natur. Flora und Fauna werden verdrängt, teilweise kann selbst ein schmaler Pfad für Kriechtiere zu einem unüberwindbaren Hindernis werden.

Nutzen beispielsweise Wanderer und Mountainbiker den Weg gleichermaßen, so lassen sich hinsichtlich der Abnutzung und der Bodenerosion auf dem Weg kaum Unterschiede feststellen. Hier kommt es vor allem auf das Gewicht der Sportlerinnen und Sportler an. Da Wanderer und Mountainbiker ungefähr gleich viel auf die Waage bringen, schenken sie sich auch im Einfluss auf die Wege nichts. Will man jetzt unbedingt nach Unterschieden suchen, so ist die Bodenerosion bei feuchten und matschigen Wegen oder Trails durch Mountainbiker leicht erhöht. Hier verbreitern sich vor allem die Wege leichter als bei Wanderern. Allerdings tragen diese laut dem Deutschen Alpenverband durch den Einsatz ihrer Wanderstöcke ebenso zu einer Verbreiterung der Wegestruktur bei.

Mountainbiken im Wohnzimmer von Wildtieren

So viel zu den Wegen. Aber wie sieht es mit Wildtieren aus? Immer wieder hört man, dass Birkhühner, Rehe & Co. durch Sportlerinnen und Sportler im Wald und im Gebirge gestört beispielsweise der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen eindeutig Stellung: „Zum Schutz unserer Wildtiere bitte Nachtwanderungen und Wanderungen während der Dämmerung vermeiden. Viele Tiere sind zu dieser Zeit auf Nahrungssuche und sollten nicht gestört werden.“

Vor allem in Ballungsgebieten erfahren Berg- und Mountainbiketouren gerade in Zeiten von Corona viel Zulauf. Schließlich wollen alle raus und die Natur genießen. Um da mal in Ruhe und allein unterwegs zu sein, planen viele Sonnenauf- oder -untergangstouren. Egal ob per Bike oder zu Fuß. Doch gerade die Dämmerung und die Nacht sind die Tageszeiten, in denen die Wildtiere endlich ihr Zuhause für sich haben und auf Futtersuche gehen können. Sie haben sich daran gewöhnt, dass tagsüber Menschen durch ihren Lebensraum radeln, wandern, spazieren. Deshalb ziehen sie sich tagsüber immer mehr zurück. Drängen wir jetzt auch noch nachts oder während der Dämmerung in ihren Lebensraum ein, verkürzt sich für sie die Zeit der Nahrungsaufnahme drastisch. Da vor allem die Winter immer wärmer werden, wird beispielsweise Mountainbiken auch immer mehr zur Ganzjahressportart. So geraten die Tiere gerade in dieser sensiblen Jahreszeit zusätzlich unter Druck.

Der Einfluss von E-Mountainbikes auf die Natur

Neben klassischem Mountainbiken ist auch das E-Biken immer mehr Gegenstand von wissenschaftlichen Studien. Ein internationales Forscher-Team um Wissenschaftler aus Deutschland und Norwegen haben herausgefunden, dass E-Mountainbiker trotz geringerer körperlicher Ausdauerleistung in der Lage sind, größere Höhen zu erreichen. Und das führt wiederum zu einem größeren Bewegungsradius der Menschen in sensiblen Bergregionen.

Das ist schlicht und einfach mit zunehmenden Risiken für Flora und Fauna verbunden und macht es umso wichtiger, dass Outdoor- und Ber-Fans für diese Risiken sensibilisiert werden, ein entsprechendes Wegenetz eingerichtet wird – und dass vor allem Empfehlungen für naturverträgliches Biken gegeben werden.

Aber was ist denn jetzt naturverträgliches Mountainbiken? Damit du dich das nicht mitten auf dem Trail fragen musst, haben wir dir neun Tipps zusammengestellt, wie du bei der nächsten Mountainbiketour zum echten Vorbild für andere werden kannst …

1. Fahre für mehr Nachhaltigkeit nur auf Wegen.

Auch wenn sich vielleicht im Wald ein neuer Trail abzeichnet, der wirklich verlockend aussieht: Bleib auf den bestehenden Wegen. Nur so kannst du verhindern, dass noch mehr Wege entstehen und sich damit der Druck auf die Natur erhöht. Wildtiere kennen meist die bestehenden Wege und halten sich von ihnen fern, werden neue angelegt, wird auch ihr Lebensraum wieder kleiner. Dazu gehört auch, dass du selbst bei schwierigen Stellen keine eigenhändige Abkürzung in den Wald fährst. Ansonsten lieber absteigen und die Passage schieben. Und auch wenn die Trails nass sind: Fahre einfach direkt durch die Pfützen durch, statt den Weg durch Umfahrungen unnötig zu verbreitern. Macht eh mehr Spaß und das Bike ist schnell wieder geputzt.

2. Sei vorausschauend beim Mountainbiken.

Vorausschauend zu fahren, bedeutet nicht nur, dass du andere Bergsportler oder Wildtiere rechtzeitig siehst, sondern dass du auch deine Hinterradbremse schonend einsetzt. Blockierende Hinterreifen verstärken die Bodenerosion unnötig. Das kannst du gerne in Bike-Parks machen, da dort die Trails regelmäßig gepflegt werden. Aber nicht, wenn du dir den Weg mit anderen teilst.

3. Nimm Rücksicht auf andere.

Klar macht es Spaß über die Trails zu jagen und sich nur auf die nächste Passage zu konzentrieren. Dabei solltest du aber nicht die anderen Bergsportler aus den Augen verlieren: Wir sind alle da, um die Berge und die Natur zu genießen. Begegne deswegen anderen Sportlern so, wie du auch selbst am Berg behandelt werden willst. Halte an, grüße freundlich und fahre weiter.

4. Fahre nur bei trockenen Bedingungen.

Auf feuchten und matschigen Trails kommt es viel schneller zu Bodenerosion als auf trockenen Wegen. Deshalb: Wenn es regnet, fahre im Bike-Park oder suche dir für die nassen Tage einfach eine andere Beschäftigung. Vielleicht gehst du auch mal wandern und wechselst so die Perspektive.

5. Fahre tierfreundlich.

Willst du tierfreundlich unterwegs sein, bedeutet das nicht nur, dass du in der Nacht oder in der Dämmerung nicht auf den Trails zu finden bist. Sondern auch, dass du Weidegatter nach dem Durchqueren wieder schließt und einen angemessenen Abstand zu den Weidetieren lässt.

6. Vergiss beim Mountainbiken nicht, deinen Müll wieder einzupacken.

Du liebst dein Käsebrot am Gipfel oder den Energieriegel zwischendurch? Wir auch – aber nimm bitte die Verpackung deines Riegels sowie die Bananenschale wieder mit nach Hause. Obst verrottet in den Bergen viel langsamer als im Tal und ist oft mit Pestiziden belastet, die dort nichts zu suchen haben. Da es immer mal passieren kann, dass ein Papierchen aus der Tasche rutscht, nehmen wir am besten auch den Müll von anderen mit ins Tal, wenn wir ihn entdecken.

7. Reise umweltverträglich an.

Zu nachhaltigem Mountainbiken gehört auch eine klimafreundliche Anreise. Schließe dich deshalb mit Freunden oder Familie zu Fahrgemeinschaften zusammen. Oder suche dir neue Trails, die du mit Öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen kannst. Das spart CO2 und fördert den Abenteuergeist.

8. Fahre nur auf legalen Trails.

Halte dich an die ausgewiesenen Wege und meide gesperrte Strecken. Oft stecken hinter ausgewiesenen Trails lange Diskussionen zwischen Forst, Mountainbikern, Gemeinde und statt eine Region komplett für Mountainbiker zu sperren, ist so ein Kompromiss entstanden, um auch uns eine Möglichkeit zu geben, unseren Sport auszuüben. Nutze deshalb die legalen Möglichkeiten, statt neue Konflikte zu riskieren.

9. Plane beim Mountainbiken im Voraus.

Damit du voll und ganz als Vorbild auf den Trails gelten kannst: Sei vorbereitet. Plane die Tour entsprechend der Witterung und habe am besten immer alles notwendige – also Erste-Hilfe-Set, Wechselkleidung, Tubeless-Milch, Ersatzschlauch, Werkzeug, Luftpumpe, Handy – in deinem Rucksack. Und: Checke am besten immer vor der Tour nochmal die Ausrüstung. Für alle Fälle …

Über die Autorin

Vielleicht kennst du Lisa Amenda als Yoga-Lehrerin und begeisterte Mountainbikerin von einem unserer Women’s Bike Camps – oder doch als Autorin und Bloggerin mit maximaler Expertise, was Themen wie Nachhaltigkeit und Outdoor-Sport angeht? Fest steht, dass Lisa nicht nur beruflich, sondern auch privat auf den Trails unterwegs ist. Bevorzugt im Allgäu.

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Laufen, Radfahren oder Bergsport: Hier findest du alles rund um dein Hobby, deine Auszeit und deine sportlichen Lieblingsthemen! Gemeinsam mit den sportingWOMEN-Markenbotschafterinnen sowie weiteren Sport-Expertinnen inspiriert und motiviert die #strongHER-Redaktion mit spannenden Storys, Tipps und mehr.

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