Die Saison ist da – und mit ihr die Lust, die Trails dieser Welt zu entdecken. Hast du deine ersten Touren auf dem Mountainbike oder Rennrad schon geplant? Physiotherapeutin und Taping-Expertin Yvonne Burkert erklärt, worauf es jetzt ankommt!
Die Geschwindigkeit, das Adrenalin, die Ruhe, das Auspowern – was auch immer du in der Off-Season vermisst hast, sei dir sicher: Die schönsten Stunden auf dem Bike in diesem Jahr stehen erst noch bevor. Denn die Saison hat gerade erst begonnen. Endlich!
Ob auf dem Mountainbike, dem Rennrad oder dem Gravelbike: Wer jetzt stunden- oder tagelang statt am Schreibtisch auf dem Fahrrad sitzt, fordert auch den Körper (wieder) heraus. Und die Risiken, die damit in puncto Verletzungen oder Schmerzen einhergehen, kennt Yvonne Burkert aus ihrer täglichen Arbeit nur zu gut. Als Physiotherapeutin hat auch für sie die heiße Phase der Bike-Saison angefangen. Denn so mancher Bikepark-Abenteurer findet sich nach den ersten Abfahrten auf den Trails in ihrer Praxis wieder. Leider.
Zurück aufs Mountainbike – aber worauf kommt’s jetzt an?
So groß die Motivation auch sein mag, mahnt Yvonne deswegen zu Besonnenheit, als wir mit ihr über ihre Tipps rund um die Rückkehr aufs Bike sprechen. „Der Zeitaufwand, den gerade Freizeitsportler fürs Mountainbiken betreiben, ist enorm – und weit weg von ‚Hobby‘“, weiß die Expertin. „Umso wichtiger ist es aus physiotherapeutischer Sicht, dass auf Details geachtet wird. Das lohnt sich langfristig!“
Was sie damit genau meint? Höchste Zeit für einen Blick auf die besten Tipps rund um einen gelungenen und bestenfalls schmerzfreien Saisonstart!
1. Setze auf ergänzendes Krafttraining (pssst: schon vor der ersten Ausfahrt).
Eben noch am Schreibtisch und jetzt stürzt du dich schon die coolsten Trails runter – na, erwischt? Klar, die Vorfreude ist gerade in den ersten Wochen groß. Aber Yvonne Burkert erklärt auch: „Gerade die Muskulatur der Schreibtisch-Täter ist in der Regel noch nicht auf Bike-Belastungen vorbereitet. Gleiches gilt für den unteren Rücken – übrigens beim Mountainbiken und Rennradfahren gleichermaßen.“
Was also tun? Hier kommt Krafttraining ins Spiel. Dazu Yvonne: „Wenn man sich bei den ersten Ausfahrten nicht quälen möchte, sollten insbesondere die stabilisierenden Muskeln vorbereitet werden. Denn gerade eine geschwächte Schulter-/Nackenpartie kann sehr schnell zu beißenden Kopfschmerzen führen.“ Die kleinen, reaktiven Muskeln dürfen dabei im Fokus stehen – gerade, weil sie auf dem Mountainbiken bei all den Wurzeln und Unebenheiten noch mehr gebraucht werden.
2. Lass deine Position auf dem Mountainbike beim Profi checken.
Zugegeben: Es ist egal, auf welchem Bike du unterwegs bist – Hauptsache die Sitz-Position stimmt. „Alles, woran der Körper hängt, sollte optimal eingestellt sein. Und das vom Profi. Das kann sich nur bezahlt machen. Es gibt nichts Ärgerliches, als sich durch eine fehlerhafte Position die ganze Saison kaputtzumachen“, erklärt Yvonne die Sinnhaftigkeit eines Bikefittings.
Tatsächlich rät die Taping-Expertin sogar dazu, ein solches Fitting jede Saison wieder durchführen zu lassen – auch wenn die Kosten nicht unerheblich sein können. „Der Körper verändert sich. Die Struktur, die Muskulatur … Den Spaß, den ein regelmäßiger Check langfristig mehr bringt, ist das Geld aber wert.“
Extra-Tipp: Suche dir eine abwechslungsreiche Region für dich und dein Mountainbike aus!
It’s all about the Flow! Bestenfalls bist du zum Start der Saison in einer Region unterwegs, die Fahrspaß, aber auch alles für ein entspanntes Opening bietet. Abwechslungsreiche Trails, Möglichkeiten, um erst einmal mit Bedacht längere Touren zu fahren, ohne gleich die Trails herunterbrettern zu müssen – all das sollte gegeben sein.
So zum Beispiel im 3-Länder-Eck rund um den Reschenpass. 27 Enduro-Trails und 58 Kilometer warten darauf, mit einer der fünf Bergbahnen befahren, erkundet, erlebt zu werden. Top! Nicht zufällig sind wir von sportingWOMEN hier auch in diesem Jahr im Rahmen des Women’s Bike Camp (9. – 12. Juni 2022) in Reschen am See.
3. Versorge deinen Körper – auch mit Mineralien und Elektrolyten!
Themen wie Sporternährung und Nahrungsergänzung sind nur was für Profis? Nope! Im Gegenteil braucht gerade der Körper von Freizeit-Athleten Pflege und Unterstützung in Form von Mikronährstoffen. „Elektrolyte und Magnesium sind entscheidend – auch wenn das gerne mal in Vergessenheit gerät“, ruft auch Yvonne in Erinnerung. Denn der Sport-Neustart nach der Off-Season greift die Reserven an und die sind nach dem Winter nicht unbedingt gefüllt. „Wichtig: Nicht nur vor, sondern auch nach dem Training nutzen. Auch wenn du kein Profi bist: Muskelarbeit ist Muskelarbeit.“
Und noch etwas hat Yvonne als Tipp im Gepäck: „Taping ist gerade für den Saisonstart ein Traum!“ Außerdem empfiehlt sie:
– Mit Basenbädern die Säuren aus dem Körper schleusen
– Mit Arnika-Cremes die Durchblutung in der Muskulatur
– Kleine (!) Massagepistolen einsetzen (mit Vorsicht!)
– Mit Atemübungen die Durchblutung anregen
– Den Hüftbeuger regelmäßig dehnen
– Vorderseite des Fußes dehnen (Gamechanger!)
Lese-Tipp für Mountainbike-Fans:
Hier erfährst du mehr über nachhaltiges Mountainbiken!
4. Investiere in einen guten Mountainbike-Sattel – für (noch) mehr Fahrspaß!
Der Sattel kann den Unterschied machen, so viel steht fest. Denn: „Jeder Po ist anders! Es lohnt sich, auch hier zum Profi zu gehen und die Sitzhöcker ausmessen zu lassen.“ Das weiß Yvonne übrigens aus eigener Erfahrung. Sie würde nie wieder ohne einen passenden Sattel aufs Bike steigen, wie sie sagt. Ein Ratschlag, den sie auch ihren Patientinnen immer wieder mitgibt: „Der Sattel muss auf dich passen. Denn gerade beim Mountainbike und Rennrad finden hierüber unheimliche Stoßbelastungen statt.“
5. Nimm dir Zeit für die Regeneration!
Wer powern will, der muss auch ruhen können. Mit anderen Worten: „Regeneration ist das A und O. Auch im Hobby-Bereich! Leider kommt sie aber genau da oft zu kurz.“ Gerade durch fehlende Regeneration wird im Freizeitsport-Bereich viel riskiert: Unaufmerksamkeit, Leistungsabbau, Verletzungen sind nicht selten die Folge davon, sich nach den ersten kräftezehrenden Touren auf den Trails gleich wieder „einen einzuschenken“. Pausen nach den ersten Tourentagen geben dem Körper die Power, die er braucht – denn wie gesagt: Die schönste Zeit des Jahres hat für Bike-Fans gerade erst angefangen!
Das ganze Interview mit Yvonne hört ihr im sportingWOMEN Podcast!