Ski, Stöcke, Helm, LVS. Hab ich was vergessen? Bei Skitourenequipment kann einem schnell schwindlig werden. Was brauche ich unbedingt und was ist eher Nice-to-have? Unsere Autorin Lisa hat jahrelang Touren mit viel zu viel unnötigem Equipment gemacht. Daraus hat sie gelernt und dir ihre Tipps zusammengestellt.
Inhaltsverzeichnis
Ja, ich geb’s zu: Ich geh Skitouren vor allem wegen der Abfahrt. Warum sollte ich das gesamte Equipment mit mir nach oben schleppen, um mich dann im Bruchharsch nach unten zu quälen. Das endete – und ich sag endete, weil auch ich gemerkt hab, was mir gut tut – mit einem Freerideski mit Tourenbindung an meinem Fuß, der locker 3 kg schwerer war, als vergleichbare Tourenmodelle und natürlich einer komplett verschwitzten, ausgelaugten Lisa, die dann auch für den feinsten Powder keine Kraft mehr in den Beinen hatte.
Bis zu dem Punkt, als ich mir frauenspezifischen Tourenschuhe und -ski kaufte. Einen Tourenrucksack und alle unnötigen Sachen einfach zuhause ließ. Der Aufstieg ging auf einmal deutlich leichter, mit den kürzeren Ski waren auch die Spitzkehren kein allzu großes Problem mehr und, das wichtigste, ich hatte noch Kraft für die Abfahrt.
Und du weißt ja, nach dem Motto „Sharing is caring“, will ich vermeiden, dass du denselben Fehler machst und habe dir deswegen zusammengefasst, was du für deine Skitouren brauchst. Mitnehmen kannst du natürlich immer noch mehr.
Tourenski und -bindung – Leicht, stabil, abgestimmt
Das wohl wichtigste Thema beim Tourengehen: Ski und Bindung. Eine Symbiose, die du nicht unterschätzen solltest und die darüber entscheiden kann, ob ein Tag scheitert oder grandios wird.
Achte bei der Auswahl auf einen Ski, der genau zu deinen Ansprüchen passt. Leicht für den Aufstieg, aber auch noch genau die Stabilität hat, die du für deine Abfahrt brauchst. Ich bin 1,78 Meter groß und war immer ein bisschen zu stolz um reine Frauenski zu fahren. So ein Quatsch, kann ich dir heute sagen. Auch wenn das bei der Länge in meiner Körpergröße immer so eine Sache ist, die Hersteller denken sich heute was bei Frauenski. Pink it and shrink it, gibt es meist zum Glück nicht mehr.
Im Überblick:
- Kürzere Skilängen können leichter handhabbar sein, v.a. in den Spitzkehren, trotzdem auf die richtige Taillierung achten.
- Breite Ski (ca. 90–100 mm) für sicheren Auftrieb im Tiefschnee, schmalere Ski (ca. 80 mm) für schnelle Aufstiege.
- Bindung: Kombi aus Aufstiegsfunktion und Sicherheit beim Abfahren (Touren- vs. Frame-Bindung).
Felle – ohne die geht nichts
Klar, eine Skitour ohne Felle macht wenig Sinn. Achte darauf, dass deine Felle auf deinen Ski zugeschnitten sind und ausreichend Haftung haben. Auch hier gibt es Unterschiede im Gewicht.
Check:
- Material: Mohair (leicht & gleitfähig) oder Mix-Felle (robuster).
- Breite & Länge: exakt auf Ski abstimmen, damit keine Felle überstehen.
- Haftung testen: Beim Treten sollte kein Rutschen entstehen.
Tourenskischuhe – Performance und doch angenehm
Tourenschuhe sind der Schlüssel zu effizienten Aufstiegen und sicheren Abfahrten. Und auch hier kannst du von mir lernen: Ich wollte früher immer unbedingt mit meinen Feerideschuhen gehen. Nee, wenn du mehrere Touren gehst, entscheide dich für leichtes Material. Auch hier gibt es Modelle mit vier Schnallen, wenn du Wert auf die optimale Kraftübertragung in der Abfahrt legst.
Tipps:
- Passform: Frauenmodelle haben oft schmalere Fersen und etwas höhere Spannform.
- Flex: Wähle eine Flex, der zu deiner Fahrweise und deinem Gewicht passt. Fortgeschrittene wählen einen höheren Flex und Einsteigerinnen eher einen niedrigeren.
- Sohlen: Vibram oder ähnliche Profilsohlen für sicheren Halt beim Gehen auf Schneefeldern.
Stöcke – leicht und am besten verstellbar
Skifahren ohne Stöcke? Geht nicht. Skitouren ohne Stöcke? Unvorstellbar. Denn Skistöcke entlasten uns nicht nur im Aufstieg, sie verbessern in der Abfahrt das Gleichgewicht und die Stabilität. Besonders wichtig ist das in anspruchsvollem Gelände oder bei höheren Geschwindigkeiten.
Speziell beim Tourengehen kommen meist Teleskop- oder Faltstöcke zum Einsatz. Teleskopstöcke sind in der Länge verstellbar und lassen sich somit an unterschiedliche Geländebedingungen anpassen. Es kann außerdem von Vorteil sein, wenn die Stöcke eine Griffverlängerung haben und man ohne die Stocklänge anpassen zu müssen in steilen Passagen schnell umgreifen kann. Und ganz klar: Auch hier ist ein großer Teller, damit die Stöcke nicht im Tiefschnee einsinken, ein Muss.
Empfehlungen:
- Länge: ca. 0,7 × Körpergröße (im steilen Gelände Teleskopstöcke etwas kürzer).
- Griff: Ergonomisch, mit verstellbaren Schlaufen und evtl. Griffverlängerung.
- Material: Aluminium oder Carbon
Lawinenausrüstung – ein Muss!
Für jede Skitour gilt : LVS-Gerät, Sonde, Schaufel MÜSSEN dabei sein. Auch wenn eine geringe Lawinenwarnstufe vorausgesagt ist, dieses Equipment ist absolute Pflicht und sollte nicht in Frage gestellt werden.
Wichtig dabei:
- Kenne dein Equipment und weiß, wie du es einsetzt
- Nimm deshalb regelmäßig an LVS-Trainings teil und übe selbst zuhause, nur so bist du im Ernstfall und in einer stressigen Situation schnell
Bekleidung – Zwiebelschichten und Bewegungsfreiheit
Okay, auch ich hab am Anfang den Fehler gemacht und bin mit meiner wattierten Freeridejacke losgezogen. Kann man schon machen. Ist halt entweder viel Gepäck oder man schwitzt schnell, wenn man sie nicht auszieht. Am bewährtesten ist deshalb bei Aktivitäten in den Bergen immer noch das Zwiebelprinzip. Bestehend aus:
- Baselayer: Sollte leicht sein und Feuchtigkeit ableiten. Ich schwöre hier auf Merinowolle, sie ist angenehm zu tragen und du kannst sie auch mehrere Tage tragen, da sie fast geruchsneutral ist.
- Midlayer: Darüber ein Fleece oder eine dünne Isolationsjacke, sorgen für die nötige Wärme und sind deine Schicht für den Aufstieg. Auch hier setze ich am liebsten auf eine Mischung aus Merinowolle und funktionellen Materialien.
- Hardshell: Deine Außenschicht sollte wind- und wasserdicht sein, aber auch atmungsaktiv. Du kannst hier auf Softshell setzen, je nach Wetter und wenn du mehr Bewegungsfreiheit brauchst, oder auf eine klassische Hardshell, die du auch sonst gut zum Freeriden und Skifahren tragen kannst.
- Extras: Mütze, Buff, Handschuhe, ggf. dünne Handschuhe für Aufstieg plus dicke für die Abfahrt.
Tipp: Achte auf die Passform. Deine Bekleidung soll dich unterstützen und du sollst dich gut in ihr fühlen. Nichts ist nerviger, als wenn du die ganze Tour mit der Passform deiner Hose kämpfst.
Rucksack – Leicht & praktisch
Um all das Equipment und natürlich auch die Gipfelbrotzeit mitzunehmen, brauchst du auch einen entsprechenden Rucksack. Mittlerweile gibt es tolle, funktionale und leichte Tourenrucksäcke von unterschiedlichen Herstellern. Achte hier auf:
- Größe: 20–30 Liter für Tages- oder Halbtagestouren.
- Features: Fach für LVS-Gerät, Helmhalterung, Trinksystem.
- Gewicht: So leicht wie möglich, aber robust genug für all deine Abenteuer.
Tipp: Du kannst hier auch auf einen Lawinenrucksack mit Airbag setzen, ist vom Gewicht allerdings nochmal ein Extra.
Was alles in den Rucksack soll? Liest du hier: Unsere Packliste für Freeride und Skitouren – Das solltest du nicht vergessen!
Das solltest du nicht vergessen
- Skibrille oder Sonnenbrille
- Skihelm
- Sonnencreme (auch im Winter ein Muss)
- Stirnlampe für späte Touren.
- Erste-Hilfe-Set, Multitool, Ersatzhandschuhe.
- Notfall-Schutzfolie / Biwaksack für längere Touren.
- Brotzeit, Snacks, Getränke
- Smartphone
- Karte
Fazit
Ich kann dir versichern, das passende Equipment für dich persönlich kann Skitouren so viel entspannter und angenehmer machen. Es sollte leicht, funktional und auf dich abgestimmt sein. Außerdem sollten du und dein Equipment ein eingespieltes Team sein, damit es unterwegs keine Überraschungen gibt. Allerdings: Du musst auch nicht zur ersten Tour super ausgestattet losziehen. Starte erstmal mit den Basics, leihe dir eventuell Equipment und probiere aus, was passt. Mit der Zeit findest du genau deine Ausrüstung und auch das, was du brauchst und was du eventuell weglassen kannst.
Extra-Tipp: Wenn du die Möglichkeit hast, teste die Ausrüstung vorab in einem Kurs oder Verleih – so merkst du sofort, was zu deinem Körper, Stil und Tempo passt. Wie zum Beispiel bei einem unserer Winter Camps.


