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Pässe mit dem Rennrad fahren: Meine 5 Tipps fürs erste Mal

Stilfser Joch Rennrad Tour

Du träumst davon, die „Klassiker“ des Radsports auf deiner Bucket-List abhaken zu können? Super! Dann dürften die Erfahrungen spannend für dich sein, die unsere Autorin bei ihrer ersten Pass-Tour mit dem Rennrad sammeln konnte – oder besser gesagt: musste.

Es ist ein unscheinbarer, kleiner Zettel, der da an meinem Kühlschrank klebt – und doch finden sich darauf die ganz großen Namen des Radsports. Zum Beispiel Großglockner, Jaufenpass und Timmelsjoch. Denn dieses kleine weiße, bekritzelte Papierchen ist tatsächlich meine Bucket-List. Und in diesem Sommer konnte ich darauf endlich den ersten Haken setzen: direkt hinter „Stilfser Joch“.

Pässe mit dem Rennrad fahren: Drei Klassiker 

Großglockner: Die Spitze des namensgebenden Bergs liegt auf 3.798 Metern, aber die muss man als Radsportler nicht komplett klettern, um hier einen Klassiker zu erleben. Denn die Großglockner-Hochalpenstraße geht bis auf 2.504 Meter hoch, bis zum Hochtor. Auf der 32 Kilometer langen Highlight-Route warten Rampen mit 10, teilweise bis zu 12 Prozent Steigung. Wer sich direkt kompetitiv auf die Hochalpenstraße quälen möchte, hat dazu mit dem jährlichen Event „Glocknerkönig“ die Möglichkeit. 

Timmelsjoch: Mit ihren ikonischen Serpentinen gilt die Hochalpenstraße als eine anspruchsvoll-schwere Route für Rennradfahrer – und aufgrund starker Befahrung auch als gefährliche. Empfohlen wird auf der Tourismus-Page beispielsweise eine Befahrung am Wochenende außerhalb der Kernzeit zwischen 10 und 16 Uhr. Da der höchste Punkt allerdings auf 2.474 Metern Höhe liegt und bis dahin beispielsweise ab St. Leonhard 1.800 Höhenmeter zu absolvieren sind, ist das allerdings schwierig bis unmöglich. Fest steht: Ihrem Namen als Panoramastraße macht die Hochalpenstraße Timmelsjoch, die durch die Ötztaler Gletscherwelt von Österreich nach Italien führt, alle Ehre. Beim „Ötztaler Radmarathon“ ist sie übrigens Teil des Programms.

Stilfser Joch: Als höchster Gebirgspass Italiens bekannt, gilt das Stilfser Joch im Südtiroler Vinschgau als fester Punkt auf vielen Bucket-Lists. Es sind aber nicht die 2.757 Meter Höhe des höchsten Punkts, die nach der Tour noch lange in Erinnerung (und den Beinen) bleiben. Vielmehr ist es jede einzelne der 48 Kehren. Die sind zum Mitzählen auch noch markiert. Das macht allerdings erst spät Spaß, etwa ab Kehre 38. Besonders fies: Die bekannten Bilder der sich den Berg hochschlängelnden Serpentinen sind nur das letzte Stück der Route ab Prad – oberhalb der Baumgrenze. Bis dahin ist der Weg ein langer. Übrigens: Das Stilfser Joch liegt nur unweit vom Reschenpass, dem Schauplatz des Women’s Bike Camp im Juni.

Beim Gedanken daran, dass sich tatsächlich ein sportlicher Lebenstraum erfüllt hat, bekomme ich nach wie vor Gänsehaut. Dabei verlief meine erste Pässe-Tour alles andere als perfekt. Und ungeplant. Rückblickend würde ich sie deswegen auch nicht noch einmal genauso machen – und diese Erkenntnis wiederum dürfte all jenen eine Hilfestellung sein, die ähnliche Rennrad-Träume hegen. Hier kommen meine fünf Tipps für Neulinge im Pässe-Game …

1. Tipp: Die Pass-Tour mit dem Rennrad gleich morgens starten.

Sicher, es gibt Leute, die so einen Pass innerhalb von wenigen Stunden hoch- und wieder runterfahren. Es gibt aber auch Leute wie mich – die völlig naiv am Fuße des Stilfser Jochs stehen und sich ungünstigerweise an besagten ersteren Leuten bei der Planung orientiert haben. Radsportler wie ich sind übrigens auch die, die locker das Doppelte an Zeit einplanen sollten. Im Klartext: Erst irgendwann am Vormittag „mal eben“ zur Auffahrt auf einen Pass zu starten, ist nicht empfehlenswert.

2. Tipp: Nicht ohne Verpflegung fahren.

Apropos naiv: Die spontane Idee, einen Pass wie das Stilfser Joch zu fahren, hatte bei mir und meinem Begleiter dazu geführt, dass wir tatsächlich nur mit Wasser in den Flaschen unterwegs waren. Als nach einer Stunde und 11 der 48 Kehren klar war, dass der Tag noch lang werden würde, sank die Laune nicht nur deswegen. Die schwindenden Zuckerreserven dürften ebenso dazu beigetragen haben. Fazit: Ohne Kohlenhydrat-Gemisch in den Flaschen mache ich so etwas nie wieder – egal, wie cool Spontaneität auf dem Rennrad ist.

3. Tipp: Nicht von anderen stressen lassen – schon gar nicht von anderen Radfahrern.

Ja, es gibt immer einen, der sich schneller die Kehren nach oben schiebt. Und vielleicht begegnest du ihm im Laufe der Auffahrt ja sogar noch ein zweites Mal. Will heißen: Krafteinteilung ist am Berg Trumpf. Um ein Gefühl für solche Strecken im Wettkampf zu bekommen (z. B. Timmelsjoch beim Ötztaler Radmarathon), würde ich sogar dafür plädieren, sie vorher einmal abzufahren. Nur dann ist einschätzbar, an welchen Stellen es sich lohnt, Gas zu geben, und an welchen man ganz gemächlich pedalieren kann. Ohne Wettkampfstress gilt jedenfalls: Nur wer sein eigenes (!) Tempo findet, ist weit vorne.

4. Tipp: Den Startpunkt so nah wie möglich wählen.

Natürlich muss man davon ausgehen, nicht der einzige Rennrad-Freak zu sein, der einen Klassiker an Tag X fahren möchte. Vorausschauend das Auto „lieber ein paar Kilometer früher abzustellen“, weil man sich ja „ganz locker bis zum tatsächlichen Start warmfahren“ kann, stellte sich bei uns jedoch als fataler Fehler heraus. Die zehn Kilometer, die auf der Hinfahrt noch nett waren, waren über 1.800 Höhenmeter und fünf Stunden später leider die Hölle. Kurzum: Beim nächsten „ersten Mal“ würde ich so nah heranfahren, wie es die Verkehrs- und Parkplatz-Situation zulässt.

5. Tipp: Die Abfahrt auf dem Rennrad nicht unterschätzen.

Das Gefühl, am höchsten Punkt anzukommen, ist … unersetzlich. Ein fabelhafter Cocktail aus Stolz und Überwältigtsein. Wahnsinn! Ja, jede einzelne Pedalumdrehung und Kehre hat sich gelohnt. Einmal den Blick schweifen lassen – und dann geht’s auch schnellstmöglich wieder runter, wenn man Punkt 1 nicht beherzigt hat. Allerdings: 48 Kehren hochzufahren, ist das eine. Sie (mit Felgenbremsen) wieder herunterzufahren, das andere. Vor allem, wenn man das nicht ständig macht. Unterarme und Oberschenkel können stechend schmerzen, die Kraft in den Fingern kann schwinden, geübtere Rennrad-Fahrer können zusätzlich nerven. Und so lautet die wichtigste aller Regeln fürs Pässe-Fahren: Halt dir immer ein paar Körner auf Reserve – denn du wirst sie garantiert brauchen!

Sara-Lena Niebaum

Sara-Lena Niebaum

Ob geschriebenes, gesprochenes oder bewegtes Bild – Lenas Herz schlägt für jede Art von Content, von Podcast bis Porträt! Wenn sie nicht gerade kreativ und digital unterwegs ist, liebt sie es, draußen aktiv zu sein. Bevorzugt beim Boarden, Wandern oder beim Schwimmen, Radfahren und Laufen.

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Laufen, Radfahren oder Bergsport: Hier findest du alles rund um dein Hobby, deine Auszeit und deine sportlichen Lieblingsthemen! Gemeinsam mit den sportingWOMEN-Markenbotschafterinnen sowie weiteren Sport-Expertinnen inspiriert und motiviert die #strongHER-Redaktion mit spannenden Storys, Tipps und mehr.

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