Zickereien, Stutenbissigkeit, Lästern in der Kaffeeküche: Frauen booten einander im Sport und im Job immer noch aus. Dabei wäre es doch viel cooler und vor allem viel besser für uns und die Gesellschaft, wenn wir uns endlich gegenseitig unterstützten würden. Für mehr Female Empowerment – und das nicht nur einmal im Jahr am Weltfrauentag.
Geschlechtertrennung inkl. gängiger Klischees manifestierten sich bei mir wohl mit dem bayerischen Schulsport. Strikte Trennung von Mädchen und Jungs von Klasse fünf bis elf. Alle sollten sich in einem geschützten Raum aufhalten und durften vorwiegend sogenannte Mädchen- und Jungssportarten ausüben. Bändertanz und Steppaerobic vs. Basektball und Fußball. Da ich jedoch schon immer sportlich und eher in Sportarten wie Leichtathletik, Tennis, Skifahren und Radfahren zuhause war, wäre ich statt auf dem Schwebebalken lieber mit den Jungs ein paar Körbe werfen gegangen.
Zudem formierte sich bei mir durch dieses System der Geschlechtertrennung kein stärkeres Wir-Gefühl, ganz unterschwellig vermittelte es mir den Eindruck, dass Mädchen und Jungs nicht in der Lage waren zusammen Sport zu treiben. Obwohl ich das im Skiverein doch ganz anders gelernt habe. Denn hier gab es keine Trennung, hier trainierten alle gemeinsam, standen zusammen auf Ski. Eben wie in der realen Welt. Und ich? Ich war gerne in gemischten Gruppen unterwegs. Ich fand es entspannter. Vielleicht auch, weil ich als eher introvertierte Person so eher den Beobachtungsposten einnehmen konnte. Die Jungs machten das schon. Und ganz generell war es mir egal mit wem ich unterwegs war. Hauptsache draußen.
Women’s Only Camps und Frauen-Communities

So zog ich also lieber mit Jungs durch die Sportstätten. Heute weiß ich: Wahrscheinlich hauptsächlich aus Mangel an Alternativen. Zwar ist mein liebster Mountainbikebegleiter immer noch mein Mann – und neuerdings auch mein Sohn – aber ich habe es über die Jahre mehr als schätzen gelernt mit Frauen und vor allem auch in reinen Frauengruppen unterwegs zu sein. Schuld daran? Die Munich Mountain Girls und Sporting Women.
Das sind unsere liebsten Frauen-Communities: We need Communities: Frauen-Communities, denen du folgen solltest
Voller unterschwelliger Vorurteile fuhr ich 2019 zu meinem ersten Women’s Only-Camp mit Sporting Women: „Müssen wir durch reine Frauencamps die Geschlechterschubladen noch weiterbefüllen? Sollten wir nicht von Anfang an lernen, dass Frauen und Männer Trails gleichermaßen nutzen? Und was ist, wenn in meiner Gruppe nur stutenbissige Zicken sind?!“ Meine Vorurteile waren über die Jahre gut sozialisiert worden.

Und dann? Na klar, du kannst es dir denken: Wurde alles ganz anders. Es war ein Camp voller Support, Zusammenhalt und Wertschätzung. Ganz egal wie erfahren wir auf dem Bike waren, was unser beruflicher oder persönlicher Hintergrund war, wir wollten einfach nur gemeinsam eine gute Zeit auf dem Bike verbringen. Denn natürlich gibt es welche, die schneller fahren und andere sind vorsichtiger unterwegs. Manche fahren schon ewig und manche erst seit letztem Jahr. Aber es entsteht eine ganz andere Gruppendynamik. Wir sind unter Gleichgesinnten. Wenn eine Frau eine Passage fährt, die ich mich nicht getraut habe, denke ich mir „Das kann ich auch!“. Bei Männern stecke ich gerne einfach zurück. Auch wenn die Männer in der Gruppe mich supporten. Diesen Push erlebe ich nur unter Frauen. Dieses gegenseitige Anfeuern und Mut zusprechen. Mein Mountainbiken hat das Camp auf ein neues Level gehoben. Und tatsächlich weiß ich nicht, ob das unter Männern auch der Fall gewesen wäre.

Female Empowerment statt Lästern in der Kaffeeküche
Doch warum kann das dann nicht immer so sein? Gerade gestern erzählte mir eine Freundin, dass eine neue Kollegin von ihr nicht mit ihrem Führungsstil einverstanden ist und das lautstark zur Schau stellt. Nicht konstruktiv im direkten Gespräch, sondern eher mit den anderen Kolleg:innen in der Kaffeeküche hinter dem Rücken meiner Freundin. Warum können wir uns im Sport supporten und ziehen dann im Büro übereinander her? Tatsächlich habe ich das bei Männern noch wenig beobachtet. Viele Männer unterstützen sich auch im Job gerne gegenseitig, geben anderen Männern die Führungspositionen oder die Projektleitung. Auch eher unterbewusst, denn wir fördern eher Menschen, die uns ähnlich sind.
Und bei uns? Übernimmt immer gleich der Neid das Steuer. Das passiert aber nicht nur im Büro, sondern auch im Alltag. Ich bin noch ziemlich neu in der Mamawelt und stelle schon fest: Hier wird nicht jede Mama und ihr persönlicher Weg ausnahmslos unterstützt. Ganz egal, ob es ums Stillen, die Geburt an sich, den Wiedereinstieg in den Job geht, Anerkennung gibt es viel zu wenig, sondern viel mehr Neid und Missgunst.

Schuld daran? Laut feministischer Psychologie das Patriarchat. In Gesellschaften, wo vor allem Männer über die Verteilung von Macht und Anerkennung entscheiden, sind Frauen viel eher dazu verleitet um eben diese untereinander zu kämpfen. Hinzu kommt: Dieses Konkurrenzgefühl hat historische Wurzeln. Schon im Mittelalter wurden von Staat und Kirche jene Frauen verfolgt und als Hexe denunziert, die allein lebten (unabhängig waren) oder die über wichtiges Wissen verfügten. Frauen, die sich zusammenschlossen, galten als gefährlich und wurden häufiger Opfer von Hexenverbrennungen.
Women are awesome
Und jetzt? So hinnehmen und einfach weitermachen? NEIN! Aber vor allem auch nicht den Männern die Schuld geben. Auch die wurden durch das Patriarchat sozialisiert.

Aber: Es macht doch viel mehr Spaß, wenn man Dinge zusammen macht. Wir uns unterstützen und gegenseitig unsere besten Seiten zum Vorschein bringen. Wichtig dabei: Wir müssen uns selbst über unsere Stärken bewusst sein und ganz aktiv Selbstliebe praktizieren. Wenn ich jeden Tag vor dem Spiegel stehe und alle Dinge aufzähle, die mir an meinem Körper nicht gefallen, dann finde ich natürlich Dinge, die ich an anderen toll finde. Oder wenn ich mir ständig vorsage, was ich alles auf dem Mountainbike nicht kann und eine andere Frau, dann eben hier ihre Stärken hat, dann schürt das Neid und Missgunst. Und macht uns selber klein.

Aber wenn wir uns unsere Stärken vor Augen führen – und keine Angst, jede hat ihre Stärken – und uns bewusst machen, was wir alles können, dann können wir das auch bei anderen anerkennen. Uns unterstützen und nicht gegenseitig klein machen. Denn Women Are Awesome! Und wir sind nicht das schwache Geschlecht, sondern nach Schwangerschaft und Geburt kann ich sagen, dass wir und unser Körper ziemlich badass sind. Das müssen wir nur selber endlich mal glauben!