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Grüner Wintersport: Mit diesen 9 Tipps bist du diesen Winter umweltfreundlicher unterwegs

Freeriderin mit oranger Jacke abseits der Piste

Wir haben neun Tipps wie du als Skifahrerin, Snowboarderin, Langläuferin oder Schneeschuhgeherin diesen Winter zu einem nachhaltigeren Winter machen kannst. 

1. Zusammen ist man grüner unterwegs

Wusstest du, dass der Großteil der CO2-Emissionen von Wintersportler:innen auf die Anreise entfallen? Ganze 70 Prozent, um genau zu sein. Unser Tipp ist deshalb: Schließe dich so oft es geht mit Freund:innen und Familie zu Mitfahrgelegenheiten zusammen oder suche dir direkt Destinationen aus, die gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sind. Das Bahnland Bayern hat dafür im Winter mit den Ski-Tickets die passenden Angebote: Kombiniert werden z.B. beim Garmischer Ski-Ticket oder beim Oberstdorfer Ski-Ticket die An- und Abreise mit dem Regionalzug und der Tageskarte im Skigebiet. Die Tickets kosten zwischen 56 und 63,50 Euro für Erwachsene und das Angebot gilt in der Regel von Dezember bis April bzw. an der Zugspitze meist sogar bis 1. Mai. Und wenn du von weiter weg kommst: Im Winter fährt ab Hamburg über München sogar ein ICE direkt an den Arlberg. Alle Infos findest du bei der Bahn unter Winterrail.

Aber nicht nur Skigebiete sind immer leichter per Bahn zu erreichen, auch Loipen lassen sich ganz einfach mit der Fahrt im Zug verbinden. Allein von München aus sind das rund 15 Stück. Der DAV hat sogar eine Karte zusammengestellt mit den schnellsten Bus- und Bahnverbindungen in die Berge. Die Anreise mit den Öffentlichen ist vielleicht manchmal etwas zeitaufwendiger und bedarf mehr Planung, dafür beginnt dein Winterabenteuer direkt mit dem Einsteigen in den Zug. Und über den Stau auf den Autobahnen musst du dich dann auch nicht mehr aufregen.

2. Lieber länger bleiben

Direkt mit unserer Anreise hängt auch die Aufenthaltsdauer in den Bergen zusammen: Wir lieben Tagestouren! Klar, kann man ja viel öfter und jedes Wochenende an eine andere Destination fahren und neue Loipen, Skitouren oder Skigebiete ausprobieren. Doch die meiste Zeit einer solchen Tagestour verbringen wir oft mit An- und Abreise, stehen im Stau, ärgern uns eventuell über die lange Liftschlange und die vielen Tourengeher:innen auf der gleichen Tour. Oft sind wir dann nach so einem Tag zwar glücklich an der frischen Luft und in der Natur gewesen zu sein, wirklich erholt aber nicht. 

Deswegen unser nächster Tipp: Gönn’ dir nicht nur im Sommer einen längeren Urlaub, sondern auch im Winter. Ein paar Tage Auszeit von Job und Alltag lassen den Kopf viel freier werden, als ein kurz eingeschobener Tagesausflug. Außerdem lernst du die Urlaubsregion viel besser kennen und du reduzierst mit weniger Anfahrten zusätzlich deutlich deinen CO2-Ausstoß.

Skitourengeherinnen in unberührter Bergnatur
Ausgiebige Skitouren machen und die (Urlaubs-)Region so richtig kennenlernen? Das kannst du am besten, wenn du länger bleibst. Foto: Anne Kaiser

3. Umweltfreundliche Destinationen und Unterkünfte auswählen

Immer wieder hört man von fragwürdigen Skigebietserweiterungen in noch weitestgehend  unberührte Natur. Bei mir stellt sich dann immer direkt das schlechte Gewissen ein: Wenn solche Gebiete so mit der Natur umgehen, will ich diese dann noch mit dem Kauf eines Tagestickets unterstützen? Wenn man umweltverträglich unterwegs sein will, eigentlich nicht. Denn es gibt genügend Skigebiete oder Destinationen, denen die Natur am Herzen liegt. Doch wie findest du raus, wer wirklich etwas für die Umwelt macht? Bei Unterkünften gibt es mittlerweile zahlreiche zertifizierte Öko- und Bio-Hotels. Aber auch bei Skigebieten kannst du auf Zertifizierungen setzen: Die gängigsten sind hier EMAS und die ISO 14001-Norm. EMAS ist eine EU-Umweltzertifizierung und steht für Eco-Management and Audit-Scheme. Lediglich Unternehmen, die von staatlichen Umweltgutachter:innen validiert wurden, dürfen diese Zertifizierung tragen. Bei den Skigebieten ist das derzeit der Schnalstaler Gletscher. Auch die ISO-Norm verfolgt ein ähnliches System und bisher sind hier laut BOKU Wien die Skilifte Lech, das Skigebiet Planai und Hochwurzen sowie die Gletscherbahnen Kaprun zertifiziert. Neben staatlichen Zertifizierungen gibt es zum Beispiel noch das Portal Alpine Pearls. Darunter sind derzeit 19 umweltfreundliche Urlaubsorte in den Alpen gebündelt, die vor allem auf sanften Tourismus und nachhaltige Mobilität setzen. 

Freeriderin in blauer Jacke in Tiefschnee abseits der Piste
Jaja, tendenziell kommt der Schnee jetzt immer später in der Saison, aber nur in schneebedeckter, winterlicher Umgebung macht Skifahren doch auch wirklich Spaß. Foto: Anne Kaiser

4. Winter ist wenn Schnee liegt

Im Sommer dem Schnee in Neuseeland oder Südamerika nachjagen und ab Anfang Oktober sofort die ersten Schneeflocken auf dem Gletscher zusammenfahren? Ganz klar, auch wir lieben den Winter und den Schnee. Aber mit Ende September startet nicht automatisch die Skisaison. Nur weil es früher zu dieser Zeit schon öfter geschneit hat, ist das nicht immer noch so bzw. auch gar nicht jeden Winter. Die Skigebietsbetreiber stecken übrigens auch nur so viel Energie in die Beschneiung von Pisten und Loipen, weil noch immer der Irrglaube herrscht, dass die Urlauber:innen ja spätestens Anfang Dezember Skifahren bzw. Snowboarden wollen. Dass das auf weißen Kunstschneebändern vor grüner Kulisse nur halb so viel Spaß macht, ist uns allen klar. Und wenn es an Weihnachten immer noch keinen Schnee hat? Who cares! Den Urlaub hast du ja trotzdem und wegfahren kannst du genauso gut. Vielleicht machst du dann eben vor Ort keinen Wintersport, sondern erkundest die Region ganz anders. Ein Abenteuer ist es allemal. 

5. Equipment muss nicht immer neu sein

Oft stellst du dir am Anfang der Saison oder auch mitten drin die Frage, ob es jetzt nicht doch mal wieder an der Zeit ist in neues Equipment zu investieren. Klar, die Langlauf- oder Skischuhe sind irgendwann durch und auch das Splitboard hat vielleicht nicht mehr die Vorspannung, die dir im Laden versprochen wurde. Vielleicht soll es aber auch eine neue Langlaufhose oder die neue Skijacke sein. Aber Moment: Nur weil es ein neues Teil für dich ist, muss es dann auch wirklich neu sein? Eigentlich nicht. Denn immer mehr Händler und sogar Hersteller bieten wieder aufbereitete Secondhand Produkte an. 

Das machen zum Beispiel Bergzeit mit dem Secondhand-Shop Re-Use, Globetrotter, Ortovox, Houdini  oder aber auch Vaude in Zusammenarbeit mit Ebay. Willst du mal nur einen Tag eine Ski- oder Splitboardtour gehen, dann kannst du dir zum Beispiel bei Ortovox in Zusammenarbeit mit stationären Händlern die passende Lawinensicherheitsausrüstung oder die Hardshell-Jacke leihen. Auch Vaude verleiht Equipment und Bekleidung. Und dass es ansonsten Portale wie Vinted, Kleinanzeigen oder Zalando Pre-Owned gibt, muss ich wohl nicht sagen. 

Skitourengeherin bei Abfahrt im Gelände abseits der Piste
Auch im Hinblick auf dein Equipment kannst du Natur und Klima etwas Gutes tun: Falls du eine Ergänzung für dein Equipment brauchst, schau bei Secondhand-Shops oder unterstütze Marken die fair und umweltverträglich produzieren. Foto: Anne Kaiser

6. Auf den Inhalt der Kleidung kommt es an

Soll es aber doch ein wirklich neues Produkt sein, kannst du auch hier Wert auf Nachhaltigkeit legen, in dem du Hersteller unterstützt, die sich für die Umwelt einsetzen und umweltfreundliche Materialien verwenden. Heute ist bei fast allen Produkten gekennzeichnet, zu wie viel Prozent sie z.B. aus recycelten oder natürlichen Materialien (aus verantwortungsvollen Quellen) bestehen. Und das ist mittlerweile sogar ein Großteil. Falls du da den Überblick verlierst, helfen dir sogenannte Umweltsiegel wie z.B. Bluesign, Fair Wear Foundation, Responsible Down Standard, Global Organic Textile Standard (GOTS), Oeko-Tex und viele mehr. Die Siegel sollen dir den Kauf erleichtern und verdeutlichen unter welchen Bedingungen und mit welchem Ressourceneinsatz die Produkte hergestellt wurden. Viele Online-Händler bieten dazu auch die nötigen Nachhaltigkeitsfilter in ihren Shops an. 

Mehr zu diesem Thema: Alles grün? Diese Nachhaltigkeitstrends in der Outdoorbranche solltest du kennen

Women's Winter Camp

Dein Skitouren- und Freeridecamp für Frauen

7. Schutzzonen beachten

Bist du vor allem gerne mit Ski oder Snowboard aber vielleicht auch Schneeschuhen abseits der Piste unterwegs, sollte es für dich eine Selbstverständlichkeit sein, dich an Schutz- und Ruhezonen zu halten. Die Wald-Wild-Schongebiete wurden für den Bayerischen Alpenraum sowie für den Bayerischen Wald gemeinsam von DAV und Gebietsexperten erarbeitet und sind unter den ausgewiesenen Touren „Natürlich auf Tour“ beim DAV einsehbar. An vielen bekannten Wintertouren stehen außerdem Aufklärungsschilder zu den Schutzzonen vor Ort. 

Aber warum sollten wir uns überhaupt an Schutzzonen halten? Wildtiere haben genau dort ihren raren Lebensraum, wo wir am liebsten unseren Hobbys in unberührter Natur nachgehen. Sie leben im Winter unter sehr harschen Bedingungen und können nur überleben, wenn sie mit ihren Energiereserven haushalten. Schrecken wir sie durch Unvorsichtigkeit auf, kann das für sie gleich lebensbedrohlich werden. Vermeide deshalb Lärm, halte Abstand zu Baum- und Strauchgruppen, beobachte Wildtiere nur auf Distanz, umgehe Futterstellen und leine deinen Hund an. Schone außerdem den Jungwald und umfahre auch diesen am besten. 

8. Nur bei Tageslicht in die Berge

Besonders beliebt waren in den letzten Jahren Nachtskitouren nach Feierabend. So praktisch die Touren auch sind, so wenig nachhaltig und umweltfreundlich sind sie ebenso. Denn gerade in der Dämmerung und in der Nacht haben die Tiere endlich ihren Lebensraum für sich. Jetzt können sie sich am Gipfel, in Kamm- und Gratbereichen zurückziehen und gerade diese Zeit zur wichtigen Nahrungsaufnahme nutzen. Tagsüber sind sie bereits an Menschen gewöhnt und ziehen sich deshalb zurück, tauchen jetzt auch noch nachts Tourengeher und Tourengeherinnen in ihrem Wohnzimmer auf, haben Wildtiere kaum Möglichkeiten zur Ruhe zu kommen, geschweige denn die wichtige Nahrung zu finden. Schrecken wir sie dann zusätzlich noch durch laute Geräusche oder den Schein der Stirnlampen auf, verbrauchen sie auch da unnötige Reserven zur Flucht.  

Auch Langlaufen mit Stirnlampe macht da keinen Unterschied. Wenn du abends noch auf die Loipe willst, dann zumindest auf eine, die eh mit Flutlicht beleuchtet ist und wo die Tiere wissen, dass hier nachts auch was los ist. Ansonsten lass’ den Feierabend einfach mal Feierabend sein und roll’ vielleicht lieber die Yogamatte aus oder jogge eine Runde um den Block. 

Skitourengeherinnen im Gelände
Vor allem wenn wir uns beim Skitourengehen in fast unberührter Natur bewegen, ist es wichtig, dass wir die Bedürfnisse dieser beachten, Schutzzonen achten und nur bei Tageslicht unterwegs sind. Foto: Anne Kaiser

9. Nimm deinen Müll wieder mit

Das sollte eigentlich mittlerweile eine Selbstverständlichkeit sein, aber: Wenn du draußen unterwegs bist, nimm’ bitte deinen Müll wieder mit nach Hause. Das fängt bei der Bananenschale an und hört beim Taschentuch auf. Aber Bananenschalen verrotten doch, denkst du dir jetzt vielleicht? Ja, aber in unseren Breiten eben sehr langsam – das kann bis zu fünf Jahre dauern. Das ist nicht nur bei Bananen so, sondern generell bei allen Südfrüchten wie z.B. Orangen, Mandarinen, Kiwis etc.. Tropenfrüchte sind von Natur aus an feucht-warmes Klima angepasst und ihre Schalen schützen die Früchte besonders vor Parasiten. Dieser Schutz hemmt dann später auch den Zerfall in unseren Wäldern. 

Außerdem kennt man das wahrscheinlich vom Kompost oder der Biotonne zuhause: Im Winter, bei kalten Temperaturen, verrottet hier fast nichts, während es im Sommer deutlich schneller geht. Ich habe deswegen meistens einen kleinen Beutel dabei, in den ich meinen Müll – und auch gerne, den von anderen Bergsportler:innen  – packe und wieder mit nach Hause nehme. Zur Not tut es auch die Tüte vom Bäcker oder die Brotzeitdose. Apropos: Wenn du eh weniger Müll produzieren willst, dann kannst du auch direkt deine Brotzeit in wiederverwendbare Bienenwachstücher wickeln oder in eine Edelstahldose packen. 

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Laufen, Radfahren oder Bergsport: Hier findest du alles rund um dein Hobby, deine Auszeit und deine sportlichen Lieblingsthemen! Gemeinsam mit den sportingWOMEN-Markenbotschafterinnen sowie weiteren Sport-Expertinnen inspiriert und motiviert die #strongHER-Redaktion mit spannenden Storys, Tipps und mehr.

Lisa Amenda

Lisa Amenda

Lisa Amenda studierte in München und Innsbruck Geographie, weil sie ursprünglich mal lieber draußen statt drinnen arbeiten wollte. Ihre Liebe zum Schreiben hat sie dann doch vor den Computer gebracht. Deswegen schreibt sie heute für diverse Outdoor- sowie Skimagazine und ihren Blog Wild Recreation über Nachhaltigkeit, Outdoorsport und die Beziehung zwischen Mensch und Natur. Nebenbei unterrichtet sie Yoga und gibt Kneipp Coachings.

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